Komplexere Fälle mit deutlich mehr Bedarf nach Beratungen
Im vergangenen Jahr erhielten 784 Ratsuchende bei VARIA Informationen und Beratung zu den Themen Schwangerschaft, Eltern werden, Sexualität und Familienplanung. „Im Vergleich zum Vorjahr hatte VARIA 10 % mehr Beratungskontakte.“ berichtet Irmgard Husmann von der Beratungsstelle VARIA der Innosozial gGmbH. Vor allem werdende Eltern benötigten intensivere Beratung und Unterstützung. VARIA Standorte gibt es in Ahlen, Warendorf, Hamm, Beckum und Oelde.
Insgesamt gab es im Vorjahr 260 Schwangerschaftskonfliktberatungen. Die Gründe für die Erwägung eines Schwangerschaftsabbruchs sind meist vielschichtig. Die häufigsten genannten Gründe waren eine abgeschlossene Familienplanung, die körperliche und psychische Verfassung und das Alter, zu jung oder zu alt, der Ratsuchenden. Weitere Gründen waren familiäre und partnerschaftliche Probleme, grundsätzlich kein Kinderwunsch, eine zu schnelle Geburtenfolge, sowie die berufliche und finanzielle Situation.
Rund um Schwangerschaft, Sexualität und Familienplanung haben 524 Jugendliche, Frauen, Männer und Paare Beratung in Anspruch genommen. Im Rahmen der Schwangerenberatung gab es im letzten Jahr auffallend viele komplexe Fälle mit deutlich mehr Bedarf nach Beratungen.
Werdende Eltern suchten vermehrt Informationen zu gesetzlichen Hilfen und Unterstützung bei der Vorbereitung von Dokumenten, u. a. für die Beantragung von Elterngeld und Kindergeld. Ebenfalls wurde Beratung bei persönlichen, partnerschaftlichen oder familiären Problemen häufiger gewünscht. In einigen Fällen waren die Schwangeren massiven Konflikten bis zur häuslichen Gewalt ausgesetzt. Mit Hilfe von regelmäßiger Beratung konnten sich die Schwangeren oder die werdenden Eltern mit der neuen Lebenssituation auseinandersetzen und Vorstellungen für ein Leben mit dem Kind entwickeln. Die werdenden Eltern erhielten ausführliche Informationen über die zur Verfügung stehenden Hilfsmöglichkeiten. Es wurden neben Einzelgesprächen auch Paargespräche angeboten. Je nach Situation wurden Kontakte zu Hebamme, dem Jugendamt oder weiteren Hilfen hergestellt.
Der Vortrag „Von Mutterschutz bis Elternzeit“ wurde dreimal digital und einmal in Präsenz angeboten. 166 werdende Mütter und Väter, aber auch Fachkräfte nutzten das kostenlose Informationsangebot. „Viele werdende Eltern sind über die Möglichkeit dankbar, sich von zu Hause aus über gesetzliche Regelungen und ihre Gestaltungsmöglichkeiten vor und nach der Geburt informieren zu können“ beschreibt die Beraterin Lina Knobel. Dieses Angebot bietet VARIA auch in diesem Jahr einmal pro Quartal an.
Die Sexualpädagoginnen haben im vergangenen Jahr 169 sexualpädagogische Veranstaltungen durchgeführt. Hiervon waren 159 Gruppenveranstaltungen mit Schulklassen der 4. und 8. Klasse oder Berufskollegs. Außerdem gab es Elternabende und einen Vortrag für Fachkräfte zum Thema kindliche und jugendliche Sexualität. Bis vor einigen Jahren wurden die Teilnehmenden bei sexualpädagogischen Schulprojekten grundsätzlich in Jungen- und Mädchengruppen aufgeteilt. Diese langjährige Praxis wurde verändert. Den Schüler*innen wird jetzt freigestellt, ob sie an Themen rund um den biologisch weiblichen oder männlichen Körper arbeiten möchten und mit welchen Personen in der Gruppe sie sich wohlfühlen. Gleichzeitig wird der Raum für Kinder und Jugendliche geöffnet, die sich dem biologisch anderen oder gar keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Geschlechtsgetrennte Gruppen sind auf Wunsch der Schüler*innen selbstverständlich weiterhin möglich. „Die Erfahrung zeigt, dass die Teilnehmenden ihre Gruppe und deren Bedürfnisse selbst am besten einschätzen können“, berichtet Sina Gockel, Sexualpädagogin von VARIA.
Weitere Informationen zur Beratungsstelle VARIA und den Jahresbericht finden Sie auf der Fachdienstseite.
Auch in 2024 konnte das Team die vielfältigen Herausforderungen meistern. v. l.: Irmgard Husmann, Katrin Gerndt, Anna Blume, Sina Gockel, Lina Knobel und Katharina Sandner.
(Text und Foto © Innosozial)